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Im Zuge des Waffenruheabkommens zwischen Israel und der radikalislamischen Hamas haben islamistische Kämpfer im Gazastreifen acht weitere Geiseln freigelassen, darunter zwei Deutsch-Israelis. Bei der Übergabe des 80-jährigen Gadi Moses und der 29-jährigen Arbel Yehud, die beide auch einen deutschen Pass haben, an das Rote Kreuz in Chan Junis im Süden des Gazastreifens kam es am Donnerstag allerdings zu chaotischen und bedrohlichen Szenen. Israel setzte daraufhin die für Donnerstag geplante Freilassung palästinensischer Gefangenener "bis auf Weiteres" aus.
Die insgesamt drei Israelis und fünf Thailänder wurden nach mehr als 15-monatiger Gefangenschaft bei zwei Übergabe-Aktionen in Dschabalija im Norden und in Chan Junis im Süden des Palästinensergebiets an das Internationale Rote Kreuz übergeben und anschließend von israelischen Spezialeinheiten nach Israel gebracht.
Die Übergabe der deutsch-israelischen Geiseln Moses und Yehud am Mittag verzögerte sich um anderthalb Stunden und verlief chaotisch. Von Kopf bis Fuß schwarz gekleidete und vermummte Kämpfer der militanten Palästinenserorganisation Islamischer Dschihad schoben die Geiseln in Chan Junis im Süden des Gazastreifens durch eine schreiende und bedrohlich drängelnde Menschenmenge zu den Rot-Kreuz-Fahrzeugen. Der 80-jährige Moses wurde hin und her geschubst, Yehud wirkte stark verängstigt.
Israels Regierungschef Benjamin Netanjahu sprach von "schockierenden Szenen", die ein "weiterer Beweis für die unvorstellbare Grausamkeit" der Islamisten seien. Der deutsche Botschafter in Jerusalem, Steffen Seibert, verurteilte die "abstoßenden" Szenen. Er kritisierte, dass "ein alter Mann und eine junge Frau gezwungen werden, sich ihren Weg durch eine drohende und bewaffnete Menge zu bahnen". "Was für eine verachtenswerte Art, sie nach 482 Tagen gehen zu lassen", schrieb Seibert im Onlinedienst X.
Kurz darauf ordnete die israelische Regierung an, die für Donnerstag geplante Freilassung palästinensischer Gefangener bis auf Weiteres auszusetzen. Dies gelte, bis die "Freilassung unserer Geiseln in aller Sicherheit während der nächsten Runden garantiert ist", teilte das Büro von Regierungschef Benjamin Netanjahu nach dem Chaos bei der Geiselübergabe mit. Ursprünglich war geplant, dass im Gegenzug für die acht am Donnerstag freigelassenen Geiseln 110 palästinensische Häftlinge aus israelischen Gefängnissen freikommen, darunter 30 Minderjährige.
Die Soldatin Berger war am Morgen von vermummten Hamas-Kämpfern in Dschabalija im Norden des Gazastreifens durch die Menge auf eine Bühne geführt und aufgefordert worden, den schreienden Menschen zuzuwinken, was sie zögernd tat, während sie von einem Hamas-Kämpfer gefilmt wurde. Ihre Geiselnehmer übergaben der 20-jährigen eine Tüte mit "Souvenirs" an ihre monatelange Geiselhaft und eine goldgerahmte Freilassungs-"Urkunde".
Nach ihrer Freilassung wurde Berger nach Israel gebracht, wo sie von ihren Eltern empfangen wurde. Die 20-Jährige war am 7. Oktober 2023 von islamistischen Kämpfern entführt worden, als sie ihren Wehrdienst auf einem Posten nahe dem Gazastreifen leistete.
Die Freilassung der übrigen sieben Geiseln fand später in Chan Junis im Süden des Gazastreifens vor den Überresten des Hauses statt, in dem der im Oktober vergangenen Jahres von israelischen Soldaten getötete Hamas-Militärchef Jahja Sinwar aufgewachsen war.
Die 29-jährige Yehud war gemeinsam mit der Familie ihres Verlobten beim Hamas-Überfall auf den Kibbuz Nir Oz verschleppt worden. Auch der frühere Landwirt Moses, einer der Gründer von Nir Oz, wurde damals verschleppt. Seine Lebensgefährtin wurde ebenfalls verschleppt und später im Gazastreifen getötet.
Bundesaußenministerin Annalena Baerbock (Grüne) äußerte sich erleichtert über die Freilassung von Moses und Yehud. Sie habe bei ihren Besuchen vor Ort "immer wieder gebangt, geweint, gehofft", schrieb Baerbock im Onlinedienst Bluesky. Es sei "ein Segen, dass sie endlich wieder in den Armen ihrer Familien liegen können". Auch sie kritisierte, dass die Geiseln bis "zuletzt von der Hamas gepeinigt" worden seien.
Am Samstag war eine weitere Geiselfreilassung geplant. Dann sollen laut israelischen Regierungsangaben drei Männer freikommen. Sieben weibliche Geiseln waren an den vergangenen beiden Wochenenden freigelassen worden und nach Israel zurückgekehrt.
Das Waffenruheabkommen zwischen Israel und der Hamas sieht in einer ersten sechswöchigen Phase die Freilassung von insgesamt 33 Geiseln vor. Acht von ihnen sind nach israelischen Angaben tot, es geht in ihrem Fall nur noch um die Überführung der sterblichen Überreste. Im Gegenzug sollen insgesamt rund 1900 Palästinenser aus israelischer Haft freikommen.
Y.Hara--JT