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Zu wenig Mut, zu wenig Struktur, zu wenig Gier: Nach dem Viertelfinal-Aus bei der Handball-WM hat Bob Hanning mit der deutschen Nationalmannschaft abgerechnet - und dabei indirekt auch Bundestrainer Alfred Gislason kritisiert. "Planlos und ideenlos wirkte unser Spiel, es fehlte an klaren Strukturen und einstudierten Abläufen", schrieb Hanning in einer Kolumne für die Bild am Sonntag: "Einen Matchplan, wie man neudeutsch so schön sagt, habe ich selten erkennen können."
Nach Olympia-Silber in Paris hätte es Hanning "kaum für möglich gehalten", dass Deutschland ein halbes Jahr später nicht um die WM-Medaillen kämpft. Der ehemalige Vizepräsident des Deutschen Handballbundes vermisste bei vielen Spielern beim Ausscheiden gegen Portugal zudem eine "Geilheit auf Erfolg". In der Partie habe der 56-Jährige "mehr Angst vor dem Verlieren gespürt als Lust aufs Gewinnen".
Zudem rügte Hanning Personal-Entscheidungen von Gislason. "Was bringt eine enorme Kadertiefe, wenn wir sie nicht nutzen? Wo waren ein Justus Fischer oder ein Nils Lichtlein, als wir sie so dringend brauchten? Sie saßen auf der Bank", schrieb Hanning, Geschäftsführer der Füchse Berlin und neuer Nationaltrainer Italiens: "Stattdessen mussten immer wieder Spieler ran, die entweder seltsam überspielt wirkten oder ganz offensichtlich überfordert waren. Es wird höchste Zeit, dass wir die Breite unseres Kaders zu einem Vorteil machen. Soweit ich denken kann, war in Deutschland noch nie so viel Talent vorhanden – Talent, das wir jetzt bloß nicht verschenken dürfen. Noch mal Mutlos-Weltmeister werden dürfen wir uns nicht erlauben."
Den Titel bei der Heim-WM 2027 hält Hanning für "nach wie vor möglich, doch dafür muss sich die Tektonik unseres Spiels schleunigst ändern".
K.Yoshida--JT