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Angesichts der schleppenden Nachfrage nach Elektroautos hat die Umweltorganisation Transport and Environment (T&E, Verkehr und Umwelt) europäische Vorgaben für einen Elektro-Anteil an großen Dienstwagenflotten gefordert. "Ab 2030 sollten in Flotten mit über 100 Autos nur noch vollelektrische Firmenwagen neu zugelassen werden", heißt es in einem Papier der Umweltorganisation, das der Nachrichtenagentur AFP am Donnerstag vorlag.
Mit einer solchen Vorgabe könnte die EU nach Einschätzung der Organisation die Nachfrage nach Elektroautos deutlich ankurbeln: BMW verkauft den Angaben zufolge mehr als 70 Prozent seiner Neuwagen an Firmen, bei VW und Mercedes werden demnach rund zwei Drittel der Neufahrzeuge als Dienstwagen zugelassen. Private Haushalte oder mittelständische Unternehmen mit weniger als 100 Dienstwagen wären von den Vorschlägen nicht betroffen.
Die Autobauer sind auf den Absatz von Elektroautos angewiesen, um die Klimaziele der EU zu erreichen. Bis 2035 sinken schrittweise die sogenannten Flottengrenzwerte. Das sind Vorgaben für die Hersteller, wie viel Kohlendioxid die von ihnen produzierten Neuwagen im Schnitt höchstens ausstoßen dürfen, Elektroautos gelten dabei als emissionsfrei. Halten sie die Grenzwerte nicht ein, drohen den Autobauern hohe Bußgelder.
"Die Industrie klagt weiterhin darüber, dass deutsche Hersteller durch mangelnde Nachfrage die Flottengrenzwerte nicht einhalten können", erklärte die T&E-Referentin für Elektromobilität, Susanne Goetz. Eine Vorgabe für Dienstwagenflotten sei eine "naheliegende Lösung für dieses Problem", fügte sie hinzu. Die Umweltorganisation geht davon aus, dass Dienstwagen den Herstellern "knapp die Hälfte ihrer E-Auto-Verkäufe sichern" könnten.
Weil Unternehmen ihre Fahrzeuge in der Regel nur wenige Jahre halten, könnten nach Einschätzung von T&E schon bald zahlreiche Elektroautos auf dem Gebrauchtwagenmarkt an private Käuferinnen und Käufer gehen. "Die meisten Menschen kaufen gebraucht, und das sind ehemalige Firmenwagen", sagte T&E-Referentin Goetz der Nachrichtenagentur AFP.
EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen hat für Anfang März einen Aktionsplan für die europäische Autoindustrie angekündigt. Bei den drohenden Strafzahlungen wegen verfehlter Grenzwerte hatte sie den Herstellern bereits "Flexibilität" zugesagt. T&E beteiligt sich auch an einem sogenannten strategischen Dialog der EU-Kommission mit Autobauern, Zulieferern, Arbeitnehmervertretern und Umweltorganisationen.
H.Nakamura--JT